Nach der Währungsumstellung am 1. Juli ist Hermes der erste Paketdienst, der in der DDR flächendeckend Kunden beliefern kann. Basis dafür sind sieben am selben Tag in Betrieb genommenen Niederlassungen. Wegen der unklaren Rechtslage wird ebenfalls am 1. Juli nach DDR-Recht die Hermes Versand Service Berlin GmbH gegründet. Eine provisorische Niederlassung in Coburg unterstützt übergangsweise die neuen Niederlassungen. Diese erhalten kurz nach der Wiedervereinigung "Verstärkung" durch fünf weitere Neugründungen. Zum Teil arbeitet Hermes hier, anders als bei den Niederlassungen im Westen, mit Kooperationspartnern zusammen.
Nachdem alle Niederlassungen mit PCs ausgestattet sind, wird die Datenfernübertragung zur Zentrale eingeführt.
Im 20. Jahr seines Bestehens kann Hermes die 500-millionste Sendung ausliefern. Von den 64 Niederlassungen sind 48 in den alten und 16 in den neuen Bundesländern. Um eine bessere Tourenplanung zu ermöglichen, entwickelt Hermes zusammen mit dem Infas-Institut eine eigene Zellcodierung für die alten Bundesländer.
Der große Beitrag des Hermes Versand Service (HVS) zu den vielfältigen Umwelt-Initiativen der Otto Gruppe zeigt sich bereits 1993 bei der Anschaffung von 3 Elektro-Testmobilen, die in Zusammenarbeit mit Daimler Benz entwickelt worden waren. Die Leistungsfähigkeit dieser Fahrzeuge reicht jedoch zunächst nicht für die Anforderungen, die durch ca. 100 Kunden-Stopps pro Tour an die Flottenfahrzeuge zu stellen sind.
Im Herbst 1994 werden die ersten Depots mit sogenannten Stationärscannern zur Sendungserfassung (mittels Barcode auf dem Sendungsaufkleber) ausgerüstet. Damit wird eine lückenlose Sendungsverfolgung vom Versender bis zur Auslieferung möglich. Gleichzeitig wird eine EDV-gestützte Tourendisposition mit maschinell erstellten Beladelisten und Quittungsunterlagen eingeführt.
Das mittlerweile in allen Niederlassungen installierte Sendungsinformationssystem (SISY) verbessert Abwicklung sowie Auskunftsfähigkeit und führt zu einer deutlichen Verringerung der Sendungsverluste. Im Geschäftsjahr 1995 wickeln die 3.940 Beschäftigten insgesamt 73,4 Mio. Sendungen ab, der Umsatz beträgt 360 Mio. DM. Im Jahresdurchschnitt fahren die Kundenbetreuer mit 2.800 Fahrzeugen gut 600.00 Touren und legten dabei fast 100 Mio. km zurück – sprich 2.500 mal um den Erdball. Mit fünf Erdgasfahrzeugen beginnt die Erprobung einer alternativen Antriebsart.
Mitte des Jahres beginnt an der Niederlassung Darmstadt der Test des Hermes Boten Systems. Dabei sollen Kleinsendungen nicht mehr nur von den Kundenbetreuern, sondern auch von selbstständigen Boten ausgeliefert werden.
Im Herbst startet Hermes für die Otto Gruppe den Feierabend-Service mit Lieferung nach 17.00 Uhr.
Auch die Geschäftsführungen der noch nicht mit Hermes ausliefernden Versandhäuser der Otto Gruppe sowie der Otto Vorstand können von den Vorzügen des Hermes Boten Service überzeugt werden. Die sogenannten "neuen Versender" - Bon Prix, 3 Pagen, Witt, Rainbow, Sport Scheck und Alba Moda - werden schrittweise bis zur Jahresmitte 1997 eingeschleust.
Per Vertrag mit der Deutschen Bahn AG übernimmt Hermes die Haus-zu-Haus-Belieferung von Reise-Gepäck. Kunden geben Ihr Gepäck an der Haustür ab, das dann am Zielort bereit gestellt wird. Mit der Einführung des Hermes Privat Service kann Hermes erstmals auch Privatkunden direkt ansprechen. Im November liefert Hermes die 1-milliardste Sendung aus. Zum 25-jährigen Jubiläum kann der HVS entsprechend eine stolze Bilanz aufweisen: Ende 1997 hat das Unternehmen über 100 Mio. Sendungsbewegungen abgewickelt. 64 Niederlassungen mit zusammen fast 118.000 qm, 4.300 Mitarbeiter und knapp 5.000 Boten sowie etwa 2.800 Fahrzeuge sind an diesem Erfolg beteiligt.
Aufgrund des neuen Postgesetzes steigt Hermes verstärkt in die Beförderung von Katalogen und Infopost sowie Briefen ab 200g ein. Mit dem Versandhaus Baur in Burgkunstadt wird der letzte Konzernversender im Herbst 1998 in die Hermes-Abwicklung integriert. Der Umsatz steigt in diesem Jahr auf 530 Mio. DM; die Struktur der Beschäftigten gliedert sich in 3.350 Eigen-Mitarbeiter, 2.000 Subunternehmer/Kooperationspartner und 5.000 teilzeitbeschäftigten Boten auf.
Der Anfang einer Erfolgsgeschichte: Bis zum Ende des Geschäftsjahres können bundesweit über 1.000 PaketShops bei interessierten Einzelhändlern und Gewerbetreibenden installiert werden. Über diese Partner werden bis auf weiteres überwiegend Retouren abgewickelt. In Hamburg werden die Zentrale und das Depot nach ISO 14001 umweltzertifiziert.